Donnerstag, 8. Februar 2007

Jakarta, Indonesia

Jakarta: wer Durian kennt, weiss, dass hier der Vegleich am ehesten zutrifft: diese übel riechende, stachelige Frucht kennt nur zwei Leute: die, die sie lieben und die, die sie hassen! Bei Jakarta kann ich mich noch nicht richtig entscheiden: obwohl mich diese Stadt unheimlich fasziniert, bin ich immer froh, wenn ich ihr wieder entkomme. Zu gross ist der Verkehrslärm, der Gestank, das Chaos, beinahe menschenverachtend ragen die riesigen Einkaufszentren aus dem Gewirr an Bretterbuden auf. Am schlimmsten ist es an der Mangga Dua: mittlerweile stehen dort 5 riesige Klötze herum, die beiden letzten Malls wurden erste in den letzten 2 Jahren erbaut, drinnen sind gerade mal die Hälfte der Verkaufsflächen mit Läden bestückt. Hier bekommt man alles: von massenhaft gefälschten Markenartikeln, CD's, DVD's, Uhren und Handtaschen über Chinesische Neujahrsdekoration bis hin zur sündteuren Nobelbekleidung aus Mailand, Paris und London. Daneben gibt es Elektronik, Elektronik und wieder Elektronik. Die Indonesier sind geradezu versessen auf Handys, MP3 Player, Spielkonsolen, Laptops und allen erdenklichen elektronischen Firlefanz. Man kann hier wirklich tolle Schnäppchen ergattern, allerdings kann die Suche sich oft sehr mühsam gestalten.
Die beiden neuen Mangga Duas grenzen sich vom Rest der Stadt durch einen Kanal ab, in dem eine schwarzbraune stinkende Brühe fliesst, die an manchen Stellen meterhohe Schaumberge auftürmt. Bevor dieser Kanal ins Meer fliesst, staut sich das Wasser an einem Wehr. In dem Mülle, der sich vor dem Wehr staut, stöbern Leute nach brauchbaren Dingen herum, gleich dahinter gibt es eine Siedlung. Die Siedlung ist teilweise auf Stelzen über der Müllsuppe gebaut, sobald der Wasserpiegel steigt, kommt der Dreck bei der Haustür hereingeschwommen. Für mich unvorstellbar, wie man so leben kann, trotzdem gibt es in diesem Viertel alle Einrichtungen, die man woanders auch findet: Restaurant, Geschäft, Mopedwerkstatt (mit Auto kommt man hier nicht rein), Mopedtaxi, Bar, Tischler, Markt, Schule,.....In vielen Häusern hat bereits die Elektronik Einzug gehalten: Fernseher und Stereoanlange gehören beinahe zur Grundausstattung, nicht so eine Wasserleitung: Wasser gibt es nur an ein paar öffentlich zugänglichen Wasserhähnen, meistens wird aber das Wasser in Kanistern auf einem Handwagen von Haus zu Haus gefahren. Das Abwasser läuft bei praktisch allen Häusern direkt in den Kanal. Das fotografieren gestaltet sich als sehr schwierig: nicht weil es die Leute nicht wollen, im Gegenteil, sobald man mit einer Kamera dort auftaucht, muss man alles und jeden fotografieren. Vorallem Kinder sind es, die einem ständig vor die Kamera hüpfen, irgendwelche Grimassen schneiden und eine Mordsgaudi dabei haben. Die Bildausbeute ist dennoch mikrig, da die Lichtverhältnisse oft grauenhaft sind und zudem die Gassen oft viel zu Eng sind, um überhaupt Distanz für ein brauchbares Foto zu finden. Stellenweise musste ich einige Strecken gebückt zurücklegen, da die Bauhöhe für Indonesier und nicht für 1,83m grosse Mitteleuropäer ausgelegt ist.
Inmitten dieser Häusergewirr ragen zwei Wolkenkratzer auf. Hier haben wir uns ein Appartment gemietet: für 30,- Euro/Tag bekommt man eine 90m2 Wohnung mit 3 Badezimmern, 2 Schlafzimmern, Küche, Wohnzimmer, Fernseher und Klimaanlage. Hinter den Türmen befindet sich ein Fitness Bereich mit grossem Pool, Tennis- und Basketballplatz. Der ganze Komplex ist auf einem Hügel erbaut, bereits vom 11. Stockwerk hat man einen grandiosen Überblick über den alten Hafen Sunda Kelapa, in dem riesige alte Holzboote vor Anker liegen. Letzte Woche begann es plötzlich bereits in der früh zu regnen und wir beschlossen, einen Tag früher nach Bandung zurückzukehren. Eine weise Entscheidung, denn der Apartment-komplex ist seitdem von Wasser umgeben, das vorher beschriebene Viertel steht bis zu den Dächern unter Wasser.
Trotzdem hatte Jakarta wieder einen bleibenden Eindruck hinterlassen: von den hässlichsten Slums, über kuriose Transvestiten, bis zur Sea World hatte ich Dinge gesehen, die ich vorher noch nirgendwo anders zu Gesicht bekommen hatte.
Sea World: diese Ozeanium steht in einem abgegrenzten Bereich an der Küste. Es gibt dort einen kleinen Strand, mehrere Strandbars, und eine Art Themenpark, zu dem auch Sea World gehört. Man kann dort in riesigen Aquarien Rochen,Haien, Krokodile und Seeschildkröten bewundern, Hauptattraktion ist aber ein riesiges Seebecken, dass man in einem gläsernen Kanal "unterwandern" oder noch besser vom Förderband aus betrachten kann. Ist einfach beeindruckend, wenn Seeschildkröten und Geigenrochen über den Kopf hinwegschwimmen. Ebenso beeindruckend einer der grössten lebenden Süsswasserfische, der Arapaima, der allerdings nicht in Indonesien, sondern am Amazonas vorkommt.
Einkaufen: wie schon bei Jakarta erwähnt, ist Indonesien ein Einkaufsparadies. Gerade Textilien kosten einen Bruchteil dessen, was in Europa verlangt wird. Ebenso kann man gut Elektronik einkaufen, Software ist am billigsten: photoshop bekommt man in der Vollversion um Euro 3,-. Wenn man die CD aussucht, muss man ca. 10 Minuten warten, dann wird an Ort und Stelle ein Klon gebrannt, den bekommt man dann ganz "legal" mit Rechnung und einer Handvoll Seriennummern über den Ladentisch gereicht.
Einige Dinge konnte mich allerdings zur Verzweiflung bringen: es ist uns in 3 Wochen nicht gelungen, brauchbare Armaturen fürs Badezimmer, eine neue Klobrille, sowie eine funktionierende Stehlampe fürs Schlafzimmer aufzutreiben. Bei den Klobrillen gibt es keine Norm, bei einer Firma konnte ich fünf verschiedene Schraubenabstände herausfinden. Die Wasserhähne sind durch die Bank undicht und die Lampe hat gerade mal eine Woche durchgehalten.
Das grösste Kuriosum entdeckte ich allerdings heute: dass hier in Zoogeschäften so gut wie alles verkauft wird, ist mir bereits bekannt. Neben Hunden in Käfigen, Schmuckhornfröschen, Netzpythons und jeder Menge grässlich überzüchteter Goldfische ist mir dort bereits alles untergekommen.
Nicht schlecht gestaunt habe ich, als ich heute bei einer grösseren Schule vorbeifuhr: dort gibt es jede Menge Strassenhändler, die dort in Plastiksackerln ihre Ware feilbieten: neben Siamesischen Kampffischen und kurios aussehenden Goldfischen finde ich auch Babies von Karettschildkröten. Die werden dort allen Ernstens fürs Aquarium verkauft. Dass die Tiere nach kurzer Zeit eingehen, versteht sich von selbst...
Essen: die Indonesische Küche ist sehr vielfältig: Padang, Sunda, Manado, daneben jede menge Gerichte aus anderen Ländern: Thai, Japanisch, Koreanisch und natürlich Chinesisch. Highlights sind immer der Besuch von Sunda Restaurants: einige davon sind auf Bambusplattformen direkt über den Fischteichen erbaut: unter einem schwimmt das, was man später am Teller haben wird: Ikan Mas (Goldfisch), Gurami,...für ein echt leckeres Abendessen mit tollen Fruchtsäften und Ochsenschwanzsuppe haben wir heute zu dritt knapp über 10,- Euro bezahlt. Ein weitere Highlights waren sicher das Thai Restaurant in Jakarta, sowie das Tomodachi in Bandung. In diesen gehobenen Restaurants muss man schon mit 6,- Euro/Person rechnen, bekommt aber wirklich 5 Sterne Service und leckeres Essen. Meine Begeisterung über die Chinesische Küche hält sich aber bislang in Grenzen: noch nie hatte eine Suppe meinen Körper in derartiger Geschwindigkeit von oben nach unten durchquert.....

© www.simi.at
w. simlinger

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