Donnerstag, 23. August 2007

Unmobil Nr. 1; "British Elend"

Princess (auch Leyland Princess) existierte als eigenständiger Markenname im Konzern British Leyland nur für die kurze Zeit von 1975 bis 1982.

Als Zusatz für Fahrzeuge vom Typ Austin A135 taucht der Name 1947 zum ersten Mal auf - zur damaligen Zeit ungewöhnlich, da kein anderer britischer Hersteller als Name Begriffe aus dem Bereich der "royalties", also dem Königshaus verwendete. Ein Versuch, den Namen "Princess" unabhängig von Austin als eigenständige Marke zu etablieren, wurde ab 1957 mit der "Princess IV", der "Princess 4-litre Limousine" und der "Princess 3-litre" unternommen - große, traditionelle Limousinen zu Repräsentationszwecken.
Ab Mitte der 1960er-Jahre wurde Princess dann als Zusatz bei Vanden Plas verwendet, ein Name, der bis heute für kleine Serien mit exklusiver Ausstattung steht. Als Spitzenmodell wurde die "Vanden Plas Princess 4-Litre R" von 1964 - 1968 mit einem Motor von Rolls-Royce gebaut. Als Vanden Plas von Jaguar übernommen wurde, wollte der neue Eigentümer "Princess" nicht weiter fortführen, da der Name zu sehr mit Austin verbunden schien.
Bei Leyland wurde von Harris Mann in den Jahren 1969 und 1970 ein Fahrzeug unter der internen Bezeichnung ADO71 oder auch Diablo entworfen. Dieser Wagen sollte den Konkurrenten (Audi 100 Avant, Renault 20) zumindest ebenbürtig sein und Marktanteile auch auf dem Kontinent zurückholen.

Es dauerte bis zum März 1975, bis - als Vorgänger der Princess - gleich drei technisch weitgehend identische Modelle unter der Typbezeichnung "The 18-22 Series" von Austin, Morris und Wolseley als Hoffnungsträger für den Konzern vorgestellt wurden (siehe hierzu auch unter "Austin 1800" und "Austin 2200").
Unterscheidungsmerkmale waren lediglich die Gestaltung der Frontpartie und des Innenraums, z.B. höherwertige Materialien beim Wolseley. Von der Presse gelobt und - wegen ihrer Keilform und ihres kantigen Designs - "The Wedge" genannt, wiesen die Fahrzeuge allerdings keine technischen Neuerungen auf.
Die hydropneumatische Federung (ähnlich Citroën) hatte sich bereits in anderen Modellen des Konzerns wie z.B. dem Austin Maxi bewährt, bei den Motoren musste auf die neu entwickelte O-Serie aus Kapazitätsgründen bei deren Fertigung für andere Wagen verzichtet werden. Statt dessen wurden aus der B-Serie ein langhubiger 4-Zylinder-Motor mit 1800cm³ Hubraum und 82 bhp (british-horse-power, knapp 80 PS), der in den 50ern entwickelt wurde, und ein bewährter 2,2l 6-Zylinder aus der E-Serie von 1972 mit einer Leistung von 110 bhp (ca. 105 PS) verwendet. Die Motoren sind quer eingebaut, Getriebe und Kurbelgehäuse sind nicht getrennt, so dass die Antriebseinheit sehr kompakt ausfällt. Angetrieben werden die Vorderräder, verzögert wird vorne mit Scheiben- (beim 2200 innenbelüftet), hinten mit Trommelbremsen.
Ferner sind Armaturen und Bedienelemente, im Gegensatz zu anderen Fahrzeugen aus dem Konzern, sinnvoll gestaltet und platziert - es gibt eine Servolenkung und vernünftige Sitze. Harris Mann war allerdings überhaupt nicht zufrieden: neben einer dynamischeren Form hielt er eine "hatchback"-Version (Fließheck mit großer Ladeklappe und umklappbarer Rückbank) und spritzigere Motoren für unverzichtbar, um konkurrenzfähig zu sein. Beides wurde ebenso wie ein 5-Gang-Getriebe aus konzerninternen Gründen abgelehnt.

Im September 1975, also ein halbes Jahr nach dem Start der Serie, wurden zur Straffung des Vertriebs und um dem schlechten Ruf in Bezug auf die Fertigungsqualität von Austin und Morris zu entkommen, die drei parallelen Fertigungslinien mit insgesamt sieben Ausstattungsvarianten zur "Princess" zusammengefasst.
Die Princess gab es in vier Varianten : 1800, 1800 HL (High Line - bessere Ausstattung), 2200 HL und 2200 HLS (exklusive Ausstattung mit z.B. holzverkleidetem Armaturenbrett). Gegenüber den Vorgängern wurde die Frontpartie vereinheitlicht, beim 1800er mit Doppelscheinwerfern, beim 2200er mit trapezförmigen Frontleuchten. Auf dem Kühlergrill und auf der (in der HL- und HLS-Version) mit schwarzem Vinyl C-Säule prangte der "Princess"-Schriftzug.
Da British Leyland zu jener Zeit Staatseigentum war, wurden Pannen und Qualitätsprobleme des Spitzenmodells Princess als Frage von nationaler Bedeutung öffentlich diskutiert. Das beste Jahr für die Princess war 1977 mit knapp 48.000 weltweit verkauften Exemplaren. Die versuchsweise 1977 in fünfzig Exemplaren hergestellte Serie mit Dieselmotor erwies sich als Flop. Generell war die "Princess" wegen der Qualitätsprobleme, der nicht gerade üppigen Motorisierung und der fehlenden Flexibilität (Heckklappe und umklappbare Rücksitze gab es nicht, ein Kombi war zwar geplant, wurde aber nie ernsthaft entwickelt) trotz positiver Eigenschaften wie Platzangebot und Komfort sowie eines großen Preisvorteils gegenüber Konkurrenten nur schwer verkäuflich.
Im Juli 1978 wurde im Rahmen der Modellpflege neben kosmetischen Änderungen der 1800er-Motor durch den 1700er und den 2000er-Vierzylinder der O-Serie ersetzt, um die Abgasbestimmungen in den USA einhalten zu können. Das Typenschild wurde durch einen Schriftzug in die Zierleisten integriert. Der Absatz ging weiter zurück, 1979 noch ca. 37.000 Fahrzeuge, 1980 nur noch knapp 15.000.
Im November 1980 erfolgte noch einmal eine Überarbeitung der Serie - Spiegel, Stoßstangen, Felgen und das neue Austin-Logo. 1981 wurden knapp 4.500 Fahrzeuge produziert, zum Jahresende 1981 wurde die Produktion der "Princess" schließlich endgültig eingestellt.

Seit 1975 wurde an einem Nachfolgemodell gearbeitet, aber erst zu Beginn der 1980er-Jahre wurde konsequent ein fünftüriges Modell entwickelt. Im März 1982 wurde der Austin Ambassador als Princess-Nachfolger vorgestellt. Obwohl äußerlich ähnlich, vor allem im Heckbereich, fehlt ihm die klare, keilförmige und aggressive Linie der "Princess". Eine Linkslenker-Version wurde nicht gebaut. Die Produktion des Austin-Ambassador wurde Anfang 1984 eingestellt.

In Deutschland erwiesen sich das kaum vorhandene Händlernetz und lange Wartezeiten selbst bei Standard-Ersatzteilen wie z.B. Bremsklötze, Luftfiltereinsatz oder Auspuff sowie das Image als "British-Elend" als so hinderlich, dass nur verschwindend wenig Exemplare zugelassen wurden. Dies bescherte allerdings dem "Princess"-Besitzer eine Exklusivität, die sonst nur mit viel Geld oder mit anderen "exotischen" Fahrzeugen erreichbar war.
Heute eine "Princess" in Deutschland zu erhalten, ist fast unmöglich. In den BeNeLux-Ländern oder Frankreich wurde sie öfter verkauft und ist ab und zu noch zu sehen.

Info: wikipedia

Keine Kommentare: