Sonntag, 11. Februar 2007

Busunglück in Cimahi

Gestern gab es dann noch dramatische Szenen direkt vor unserm Haus: ich war gerade zu einem Abendspaziergang aufgebrochen, da fiel mir ein ordentliches Hupkonzert auf. Auf der Brücke, die über die Autobahn führt, standen ein paarhundert Leute, dazwischen fuchtelnde Polizisten und Leute mit Trillerpfeifen, die versuchten, den Verkehr über die Brücke zu schleusen. Der Grund dieser Aufregung war sofort zu erkennen: 50 Meter hinter der Brücke war ein Reisebus aufgrund eines Reifenplatzers auf den Mittelstreifen aufgefahren und umgekippt. 25 Fahrgäste wurden verletzt, 7 von ihnen schwer. Kurios gestaltete sich die Bergung: um die Menge der Schaulustigen in den Griff zu bekommen und den Verkehr auf der Brücke wieder einigermassen ins Rollen zu kriegen, schleifte man den Bus seitlich liegend ca. 150m weg von der Brücke. Die Menschenmenge, mittlerweile auf schätzungsweise 1000 Leute angewachsen, bewegte sich auf die Wiese neben der Autobahn. Zunächst versuchte man, den Bus mit Hilfe eines Abschleppwagens und einer Kette aufzurichten. Die Kette riss jedoch zweimal ab, beim zweiten Aufrichteversuch sprühten plötzlich Funken aus dem Gepäckraum und der Bus begann zu qualmen. Die Menschenmenge rannte schreiend die Böschung hinab. Währenddessen versuchten Männer von der Strassenmeisterei den Brand mit Hilfe von Holzprügeln zu bekämpfen. Es gelang ihnen auch, die Batterie aus dem Bus zu werfen, die offenbar Ursache für den Funkenflug war. Der dritte Aufrichteversuch erfolgten dann mit Hilfe eines dicken Stahlseils. Der Abschleppwagen zog aber dermassen ruckartig an, dass der Bus beinahe in die andere Richtung umzukippen drohte. Nach einigem hin- und herwackeln stand der Bus schlussendlich doch auf allen vier Rädern und konnte unter tosendem Applaus und grossem Gejohle endlich weggeschleppt werden. Mittlerweile war es schon dunkel geworden, noch immer strömten Leute herbei um dem Spektakel beizuwohnen. Unter ihnen auch einige Bauchladenverkäufer mit Zigaretten und Getränken. Auf der Brücke fuhren die ersten Essenswagen auf, die Menge wollte ja auch verköstigt werden.
Nach diesem aufregenden Ereignis musste ich mir heute einmal ein wenig Ruhe gönnen: ich machte eine kleine Wanderung zum Müllplatz, wo vor 2 Jahren der Erdrutsch abging. Die Gegend hatte sich stark verändert: da kein Müll mehr abgeladen werden darf, sind die Müllsammler und deren Behausungen fast zur Gänze verschwunden. Über grosse Teile des Müllplatzes wächst bereits Gras und ich denke, in ein paar Jahren wird der Dschungel den Platz vereinnahmt haben. Geht man vom Müllplatz weiter, so kommt man in ein idyllisch gelegenes Tal. In einem kleinen Dorf findet gerade eine Wayang Golek Aufführung statt (Handpuppentheater). Ich verlasse das Dorf auf einem Dschungelpfad und erklimme von dort einen Berg, von dessen Gipfel man einen eindrucksvollen Rundblick auf Cimahi mit den Reisfeldern und Textilfabriken hat. Die Hinterseite des Berges ist steil und der Abstieg trotz Trockenheit nur schwer zu bewältigen. Der Heimweg führt dann durch idyllische Reisfelder und kleine Dörfer wieder zurück nach Cimahi.
Wir planen, am Montag nach Bali zu fahren, dort werde ich wahrscheinlich keine Bilder einspielen können, ich versuche aber Euch ständig über neue Eindrücke zu informieren.





© w. simlinger

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